STALAG VI A
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8. März 2000

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    Dr.H. Fritsch


11. Die Übergabe des Lagers

Nachdem die Amerikaner den Rhein am 7. / 8. März bei Remagen und am 23. März bei Wesel überquert hatten, umgingen sie nördlich und südlich das Ruhrgebiet und trafen sich am 1. April bei Lippstadt. Dadurch wurde der sogenannte “Ruhrkessel“ gebildet, in dem Generalfeldmarschall W. Model mit der Heeresgruppe B und 325.000 Soldaten eingeschlossen war. Nach einer Spaltung des Ruhrkessels in einen westlichen größeren und einen kleineren östlichen Teil wurde der Druck so groß, daß sich die Einheiten des III. Korps unter Generalleutnant Bayerlein im Großraum Iserlohn / Hemer zurückzogen. Die Soldaten waren erschöpft, demoralisiert und verfügten kaum über Munition und Treibstoff. Zu den wenigen noch voll einsatzfähigen Kampftruppen gehörte eine Jagdtigerabteilung unter Hauptmann Albert Ernst. Diese Truppe war mit den modernsten Panzern ausgerüstet, die den alliierten Panzern bei weitem überlegen waren und großen Respekt verbreiteten.
Feldmarschall Model trat für weiteren Widerstand ein, Generalleutnant Bayerlein wollte jedoch eine geordnete Übergabe des Ruhrkessels herbeiführen. Bayerlein besuchte das Stalag VI A am 12. und 13. April und versuchte, die Versorgung mit Lebensmitteln zu sichern. Seiner Meinung nach sollten Stadt und Lager kampflos übergeben werden. Beim letzten Besuch veranlaßte er, die ordnungsgemäße Übergabe des Lagers vorzubereiten, was auch geschah. Die Verhandlungen wurden von der Wehrmacht mit dem Ziel der Neutralisierung Hemers geführt. Unabhängig davon führte Hauptmann Ernst - ohne dafür autorisiert zu sein - ein „persönliches Gespräch“ mit dem US-Colonel Kritz. Man einigte sich auf eine kampflose Übergabe der von Ernst kontrollierten Gebiete, wobei die Kompanie von Ernst freien Abzug erhielt. Die Panzer von Ernst zogen sich nach Iserlohn zurück; 4.500 Soldaten gerieten in Gefangenschaft.
Appell der ehem. Kriegsgefangenen auf dem Hauptplatz des Lagers am 1. Mai 1945 (Privatarchiv Joseph D. Karr, Rochester Hills, USA)
Nach einem überraschenden Vorstoß erreichte eine amerikanische Kampfgruppe am 13. April den Deilinghofer Flugplatz und stand damit kurz vor dem Stalag. Eine Verteidigung des Lagers hätte zu einem Beschuß des Lagergeländes und damit zu einem Blutbad geführt. Um diese Katastrophe zu vermeiden, hatte sich der deutsche Hauptmann Weller zu den vorrückenden Amerikanern auf den Weg gemacht. Als er sie verspätet traf, schilderte er ihnen die Situation im Lager und die Befürchtungen der Lagerleitung, die Kontrolle zu verlieren. Zwei amerikanische Offiziere fuhren dann mit einem Jeep und Hauptmann Weller ins Stalag, das darauf den Amerikanern übergeben wurde.
Die Zustände im Lager waren katastrophal, so gab es kaum noch Lebensmittel, und es befanden sich über 23.000 Gefangene auf dem Gelände. Der zuerst eingetroffene amerikanische Offizier enthob den Lagerkommandanten seines Kommandos, wies ihn aber an, die Ordnung im Lager aufrecht zu erhalten. Später erreichte eine andere amerikanische Kampftruppe das Lager und übernahm es ein zweites Mal.
Am 14. April war Hemer ganz besetzt, am 17. herrschte im gesamten östlichen Ruhrkessel Kampfruhe, am 18. brach der Widerstand im Hauptkessel zusammen, und am 21. erschoß sich Feldmarschall Model in einem Wald bei Duisburg.